Rauschzustände haben etwas Verführerisches. Wenn schon kein Opium mehr, warum nicht ein Rausch im Spielcasino? Das müsen sich die Verantwortlichen in Laos gedacht haben, als sie die Golden Triangle Special Economic Zone für chinesische Casino-Investoren eingerichtet haben. Da Glücksspiel in Macao nicht mehr so leicht ist, hat die Regierung in Vientiane eine Zone im Goldenen Dreieck samt Stadt und Flughafen (mit Verbindung nach Kunming in Yunnan) für chinesische Spielwut reserviert. Statt einer künstlichen Stadt im Nirgendwo wäre bei uns hier ein Landschaftsschutzgebiet.

Das charakterisiert im Wesentlichen den Unterschied unseres Verständnisses von nachhaltiger Entwicklung zu Südostasien. Also wieder goldene Zeiten im Dreiländereck von Thailand, Laos und Myanmar? Mit „Gold“ sind im Dreiländereck am Mekong jedenfalls nicht die goldglänzenden Buddhas gemeint, die überall am thailändischen Ufer stehen.
Der Reichtum der Region, der in unsichtbare Kanälen versickerte, stammte einst aus dem Mohnanbau und dem Drogenhandel. Die Produktion des Rauschgifts versteckte sich in dem unwegsamen Berggelände im Grenzgebiet von Thailand und Myanmar, wie es das Opium-Museum vor Ort dokumentiert.


Die „Hall of Opium“ liegt in einem bewaldeten Tälchen abseits der „Selfie-Zone“ am Mekong. Der Besucher wird, nachdem er den Eintritt von 200 Baht gezahlt hat, unter sphärischen Klängen durch einen langen Gang mitten in den Hügel geführt. Das Opium-Museum ist tatsächlich in den Fels gehauen.

Bei meinem Besuch wurde ich zunächst in ein unterirdisches Kino geleitet, welches einen Film über die Geschichte des Museums zeigt. Am Ort eines der größten Drogenumschlagplätze auf dem Planeten wollten das thailändische Königshaus und internationale Organisationen die Entwicklung des Anbaus, die politischen Implikationen in der Region und die Folgen des Rauschgiftkonsums dokumentieren.
Und das ist auf eine enorm spannende und konzeptionell überzeugende Art gelungen. Der Besucher spaziert durch Hallen und Räume, die einzelne Themen behandeln, z.B. Opium in der Geschichte, Opium als Medizin und Modedroge des 19. Jhds. oder die Opiumkriege der Kolonialmächte mit China. Nicht zuletzt der Kampf gegen Drogenkriminalität und Bandentum.
Noch bei unserer Reise in die Region 1979 war die Drogenkriminalität immens, die Bergstämme aus Armut (siehe Foto einer Siedlung am Kok River) gezwungen, Mohn anzubauen. Der Vergleich zum Wohlstand eines Dorfes in der Region heute (Foto darunter) ist offensichtlich.


Statt Mohn werden jetzt Kaffee, Tee oder Orangen angebaut. Die Infrastruktur und der Zugang für einen alternativen Tourismus haben die Täler und Berge geöffnet und zum erstaunlichen Wohlstand beigetragen.

Grenzüberschreitender Handel von Krimskrams Made in China belebt die Grenze mit Myanmar in Mae Sai, aber es fehlt Gewerbe und Industrie. Wer würde sich hier ansiedeln? Im schlimmsten Fall eine Textilindustrie, die von der Ausbeutung der Arbeiter aus dem Goldenen Dreieck lebt. Jenseits des Mekongs, in der Casinostadt, gibt es nach Razzien Hinweise auf illegale Aktivitäten unter dem Radar der Behörden.
Vielleicht ist das der Fluch des Goldenen Dreiecks, dessen Glanz selten auf ehrbarem Wirtschaften beruhte.
Nachtrag: Opium production in Myanmar surges to a nine year high. BBC World.com 26.1.2023
Was da für Geld, Gold … Blut … geflossen ist …
LikeLike