Wasserpumpen statt Wärmepumpen

Wir debattieren über Wärmepumpen, andere wären froh über eine Wasserpumpe: Wie wir künftig Hitze und Dürre überstehen, spielt beim Heizungstausch keine Rolle.

Klar, alles hängt mit Allem zusammen: Wie der Schlag eines Schmetterlingflügels woanders einen Orkan auslösen kann, so spielen die CO2-Moleküle aus meiner Heizung eine Rolle im globalen Klimageschehen. Aber Wasserversorgung wird auch ohne Klimaveränderung eine Herausforderung: Ich erinnere mich noch an den „Tag der 5 Milliarden“ – das war 1987, scheinbar gestern. 2023 leben auf dem selben Planeten 8 Milliarden Menschen – und alle müssen trinken und wollen sich waschen.

Das im Vergleich feuchtere und kühlere Frühjahr 2023 lässt uns in unserer Region zur Zeit durchatmen: Die Harztalsperren sind zu etwa Dreiviertel gefüllt, das ist deutlich besser als in den vergangenen Jahren um diese Zeit.

Oderteich bei Torfhaus (Harz), August 2018

Laut BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) in Hannover ist die Bundesrepublik auch bei Grundwasser gut versorgt (mit Ausnahme der Mittelgebirge, siehe Karte), aber diese geologische Sicht berücksichtigt nicht die aktuelle Bodenfeuchte (für Pflanzen bis 25 cm-Horizont, für Bäume bis in 1,80 m Tiefe). Hier offenbart der Dürremonitor des Umweltforschungszentrums in der für Pflanzen relevanten Tiefe zur Zeit Entspannung, nicht aber für Bäume – jedenfalls in großen Teilen Nordostdeutschlands. Ein einziger niederschlagsarmer Winter kann die Dürren 2018 bis 2020 wieder zurück kehren lassen.

Bei Braunlage, 2018

Hitze und Dürre gehen Hand in Hand, und auch lokale oder regionale Starkniederschläge und Flutkatastrophen (siehe Ahrtal oder derzeit die Emilia-Romagna) ändern am Gesamtbild wenig. In Spanien und im Westen Kanadas brennen jetzt schon die Wälder. Wir können uns gegen Kälte einpacken oder vor Hitze in Schatten und kühle Räume flüchten. Gegen Wassermangel für Haushalte, Landwirtschaft und Wälder gibt es keine ad hoc-Lösung.

Mit wenig öffentlicher Beachtung hat das deutsche Bundeskabinett Mitte März eine Nationale Wasserstrategie verabschiedet (Beitrag im Deutschlandfunk v. 15.3.2023).

Sie wurde unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz … (BMUV) erstellt. Zumindest ist sich die Regierung der Problematik bewusst und steckt Eckpunkte dazu ab. Der Rest der Welt würde sich das wünschen. So ist im Vereinigten Königreich die Wasserversorgung weitgehend privatisiert, for short term profits.

Quelle: BMUV

Aber anderswo – im Mittelmeerraum, im Westen der USA – werden nach langen Trockenperioden Wasserressourcen knapp. Und das, bevor der Sommer überhaupt begonnen hat. Flüsse und Talsperren in Frankreich, Spanien oder Kalifornien trocknen aus und gefährden die Trinkwasserversorgung.

Menschen in heißen Ländern kennen Wassermangel schon seit Jahrhunderten: Die Beduinen in Nordafrika und im Orient lebten mit der Gefahr des Verdurstens. Ihre ölreichen Nachfahren können mit Entsalzungsanlagen an der Küste zumindest Nutzwasser erzeugen (auf den Kanaren oder in den Emiraten wäre der Tourismus sonst nicht lebensfähig).

Liwa-Dünen (Abu Dhabi, Grenzgebiet zu Saudi-Arabien)

Die Landwirtschaft in den inneren Tropen hängt von einem fein ausgeklügelten Bewässerungssystem ab, das durch Niederschlagszyklen wie die Monsune gespeist wird. Verändern die sich, sogar nur minimal, reduzieren sich Ernten, z.B. bei Nassreis, und damit die ländlichen Einkommen schlagartig. In Indien bestimmt der Monsun den Grad der Inflation!

Nassreisfelder, Westbengalen (2017)

Die extreme Hitze in Südostasien – von Bengalen bis Südchina – zieht hohe Verdunstungsraten nach sich. Mit dem Einsetzen des Monsuns in ca. ein bis zwei Monaten treffen Starkniederschläge auf ausgetrockneten Boden – zwischen Dürre und Flash Floods liegen zuweilen nur ein paar Tage.

In Malaysia hat es ein paar Wochen gedauert, bis die Überschwemmungen auf der Halbinsel von Trockenheit abgelöst wurde – auch weil die Palmöl-Monokulturen bei Weitem nicht die Wasserspeicherkapazität haben wie der Regenwald. In Kalifornien ist ein regenreicher Winter buchstäblich in den Pazifik geflossen, weil ausreichend Wasserspeicher fehlten. Zugleich geht der ungeheure Verbrauch an Grundwasser im kalifornischen Längstal (z.B. zum Mandelanbau) weiter.

Künstliche Bewässerung, Kalifornien (1996)

Wassermanagement ist das Gebot der Zeit – bei uns und weltweit. Grundwasser schonen, Oberflächenwasser speichern und Bewässerung nachhaltig einsetzen, das sind die größten Herausforderungen. Kommt dann noch ein Krieg zwischen den größten Getreideerzeugern auf dem Globus hinzu, kann aus einer prekären Lage schnell eine soziale Katastrophe werden. In einigen Regionen (am Euphrat, am Nil, am Mekong, in Israel/Palästina) führt der Streit um Wasser, z.B. durch Staudamm-Projekte, zu politischen Konflikten und Krisen – auch wenn „Wasser“ nicht in den Schlagzeilen dazu auftaucht.

Atatürk-Staudamm im Südosten der Türkei (2014)
Bewässerungskanal bei Harran, türkisch-syrisches Grenzgebiet (2014)

Pumpen, Speicher, gerechte Verteilung, keine Überlassung für privaten Profit. Unser Beitrag zum Wassermanagement ist kürzer zu duschen, toll. Für Millionen wäre aber eine funktionierende Wasserpumpe in Laufnähe der ultimative Luxus. Wasser Wert zu schätzen heißt, den Wasserzähler im Keller genauso wichtig nehmen wie den für Strom und Gas.

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