Intelligenzquotient

15 % der Deutschen haben einen IQ unter 85. Autsch, das hätte ich nicht gedacht. Die Zahl entnahm ich einem hörenswerten Podcast von Juan Morneo, der im Interview mit einer Forscherin an der ETH Zürich einige Tabus berührt.

„Sind Millionen Deutsche zu dumm für den Krieg?“ SPIEGEL-Podcast von Juan Moreno*, 17.5.2023 *Moreno hat 2018 den Relotius-Fall aufgedeckt und dazu ein Buch „Tausend Zeilen Lüge“ geschrieben. Es wurde 2022 verfilmt.

„15 % wählen …“ möchte man fortsetzen. Aber das ist alles nicht neu, schließlich reduzieren Massenmedien ihre Botschaften zu wenigen Worten und Buchstaben. Die allerdings sollen gar nicht bilden, sondern das Gegenteil.

In den USA sei die Intelligenzforschung am weitesten gediehen, erfahren wir. Das Militär finanziert sie, um bei der Rekrutierung die für die Army am besten Geeigneten auszuwählen. Fast 40 Millionen Amerikaner haben einen IQ unter 83 und können daher nicht zur Truppe („zu Intelligenz gehört, dass man einschätzen kann, gegebenenfalls in einen Krieg ziehen zu müssen und dabei umzukommen“).

Über Intelligenz im gesellschaftlichen Kontext zu reden, sei immer noch ein Tabu, sagt der Podcast-Autor. Wir sind alle geprägt durch ein humanistisches Weltbild, bei dem unser bildungspolitisches Engagement der Verbesserung der Intelligenz gilt. Gesellschaftliche Emanzipation und Partizipation ist nur durch optimale Bildung und den Zugang dazu für alle möglich, so das Paradigma.

Wie aber, wenn neuere Forschungsergebnisse belegen, dass Intelligenz über die DNA weiter gegeben wird? Einige haben dann genetisch das bessere Los gezogen, andere die Nieten. Aufgabe der frühen Schuljahre sei es, dies herauszufiltern, unabhängig von sozialer Herkunft. Nur dann lasse sich über gezielte Förderung der jeweilige ererbte Intelligenz-Level für das Individuum und für die Gesellschaft optimieren, entnehme ich dem Podcast. „Dumm geboren und nichts dazu gelernt“ ist also ein Attribut, das es nicht mehr geben darf. Wer sich aber den Möglichkeiten der Bildung verweigert, so der Umkehrschluss, der hat fehlende Intelligenz schon dokumentiert.

Es wäre natürlich spannend, im Nachhinein demokratische Wahlentscheidungen nach IQ zu differenzieren, z.B. den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU oder die Wahl eines einstigen New Yorker Playboys und Reality TV-Stars ins Weiße Haus. Es gibt auch andere Beispiele, wo eine Mehrheit gegen ihre eigenen Interessen gewählt hat – kein Zeichen von hohem IQ. Das lässt sich aber meist nur im Nachhinein beurteilen. Ein hoher IQ zeichnet sich dadurch aus, dass Konsequenzen von Handlungen und Entscheidungen vorher abgeschätzt werden können.

Nochmals zu den USA: Ein Meinungsbeitrag in der New York Times (18.5.2023) zitiert Studien, dass 95 % der Chinesen beträchtliches Vertrauen in ihre Regierung haben, dagegen in den USA (immerhin eine Demokratie) nur 33 %. Für die Chinesen sind die USA viel weniger ein Thema, als die US-Amerikaner selber glauben. Essentially, …, China wants to be a bigger and smarter Germany. A more managed capitalism.

Opinion | What Americans Don’t Understand About China – The New York Times (nytimes.com) (18.5.2023)

Da haben wir nochmals Glück gehabt. Unsere gesellschaftliche „Intelligenz“ ist globale Softpower. Ganz gleich wie individuelle Intelligenz in der Gesellschaft verteilt ist, bei deren Zusammenhalt sollten unterschiedliche IQs keine Rolle spielen. Für jeden gibt es da einen optimalen Platz. Wenn aber Dummheit lautstark zu Markte getragen wird, wenn Medien und Politik bewusst verdummen (z.B. de Santis in Florida oder Trump – „I love the uneducated!“), dann muss Intelligenz sich offen wehren.

Im Übrigen: Zu „dumm“ zum Krieg ist allemal besser, als die Dummen Krieg führen zu lassen.

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