Geschützfeuer und Vulkane

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Aber wenn ich morgens die Webseiten großer Nachrichtenmagazine und Tageszeitungen überfliege, dann knallen mir wahlweise Fotos von Feuerbällen samt Geschützen oder durch Ruinen stolpernde Menschen entgegen. Was soll diese tägliche Schocktherapie? Als ob mir das Vorstellungsvermögen fehlt, das Entsetzen eine Krieges nach zu fühlen.

Ich setze dem Bilder von Erlebnissen an indonesischen Vulkanen entgegen, die ebenso schön wie sinnlos sind (unser Bloggerfreund, der sinnlose Reisen beschreibt, hätte seine Freude). Zum Sonnenaufgang an den Kraterrändern mitten in der Nacht loszumarschieren ist zwar ein Abenteuer, aber im Grunde ziemlich sinnentleert. Und ich habe nicht einmal einen Instagram Account, für den Viele ja alles mögliche Sinnlose tun.

Wie klug ist es zum Beispiel, um Mitternacht in beginnendem Nieselregen am extrem steilen Hang eines der gefährlichsten Vulkane der Welt hoch zu klettern, im Schein einer Taschenlampe, der nur wenige Meter des mit Asche bedeckten Pfades beleuchtet? Die erste Strecke von knapp 1000 Meter auf rund 2500 Meter war für einen damals 58-Jährigen ausreichend, mein Guide Suroto schlug vor, ein Lagerfeuer am Merapi nahe Yogjakarta zu machen. Ich legte mich an einen Felsvorsprung schlafen. Pünktlich zum Sonnenaufgang weckte er mich, mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen.

Lagerfeuer auf dem Vulkan. Reiners.blog, 5. März 2022

Oder welchen Sinn macht es, um zehn Uhr abends in einem Hotel in Surabaya abgeholt zu werden, um nach sechs Stunden Anreise und Kraxelei im Staub der Vulkanasche am Bromo in Ostjava einen Sonnenaufgang zusammen mit 10.000 Instagrammern zu beobachten? Keinen, aber es ist wenigstens wunderschön.

Bromo-viert. Reiners.blog, 25.7.2019

Das sind Bilder, mit denen ich den Tag beginnen möchte. Alternativ überrascht uns fast täglich der Bloggerkollege Lutz Brauer mit wunderschönen Bildern aus seiner Heimat oder von seinen Wander- und Radtouren.

Für einen von Anfang an sinnlosen Krieg fehlt mir jedenfalls morgens beim Kaffee der Sinn. Später am Tag mag man mich mit den neusten Waffensystemen und der Lage an der Front behelligen, die Ohnmacht, diesen Wahnsinn beenden zu können, wird mir damit nicht genommen.