Eliten: heute und damals

Sie hatten keinen Palast in Sotchi und keine Mega-Jacht in Monaco, aber Luxus kannten die Herren im Imperium Romanum auch schon vor knapp 2000 Jahren. Ihre Villen an der Mosel können es mit denen der Oligarchen von heute aufnehmen.

Im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und Luxemburg finden sich Spuren eines gediegenen Lebensstils der Superreichen der Antike. Hier, weit weg von den geschäftigen Metropolen Trier, Mainz oder Köln bauten sie weitläufige Villen mit ausgedehnten Gärten und Parks.

Am deutschen Moselufer finden sich zwei Beispiele, die Einblick in das Luxusleben geben. Auf der Hochfläche über der Mosel entdeckte man die Fundamente einer römischen Villa in romantischer Solitude, nahe dem Dörfchen Borg. Vor einigen Jahren wurde die Villen- und Parkanlage auf den Grundmauern rekonstruiert. Wer den Weg durch die Wiesen und Felder dorthin findet, dem begegnet eine ungemein lebendige Anschauung zum Leben der Reichen im Römischen Reich.

Webseite des Archäologieparks Villa Borg im Saarland

In einem Flügel der Anlage konnten wir einen Film zur Geschichte der Ausgrabungen sehen. Im Hauptgebäude finden sich Ausstellungsräume zu den Fundstücken sowie die Rekonstruktion einer Bade“landschaft“ mit Ruheraum.

Hauptgebäude der Villa in Borg

Nur 8 km entfernt, unten im Moseltal gegenüber dem Dorf Schengen (wer kennt nicht den „Schengen-Raum“?), wurde schon im 19. Jahrhundert eine ähnliche Villa entdeckt. Hier mitten im Ort Nennig sind nur die Mosaike einer Badeanlage unter einem Dach geschützt, der Rest der Grundmauern verschwindet unter den Gebäuden des Dorfes. Die Villa mit Blick auf die Mosel war wohl noch gigantischer als die des Nachbarn in Borg. Im Museum wird ein Modell der Anlage gezeigt.

Das aufgefundene Mosaik zeigt Szenen von Jagd und Sport, als wären sie gerade gestern entstanden.

Die reichen Römer waren vielleicht verdiente Generäle aus dem Gallienkrieg. Jedenfalls handelten sie nicht mit Gas und Öl, sondern mit einem trinkbaren Gut, welches noch heute den Reichtum an der Mosel ausmacht: Wein. Der Traubensaft wurde nicht nur bei eigenen Völlereien und Gelagen konsumiert, sondern quer durchs Imperium gehandelt. Wein war begehrtes Gut zum Beispiel in Südindien, wo die Amphoren zugleich guter Ballast für die Schiffe übers Arabische Meer bedeuteten.

Bei unserem Besuch färbte sich die Weinberge schon gelb, die Reben war längst abgeerntet. Aber der spätsommerliche Oktober lockte zu einer Weinprobe unter freiem Himmel.

Wir wählten das Weingut von Henri Ruppert, am Markusberg oberhalb von Schengen. Von der Terrasse des modernen Anwesens hatte man einen schönen Blick über die Mosel auf die deutsche Seite.

Bei einer Platte von Käsen und Schinken konnten wir seine prämierten Pinot Gris kosten – und fanden dennoch den Weg zurück über die Autobahn in unsere Bleibe im saarländischen Merzig.

Am Horizont jenseits der Weinberge liegt das antike Refugium in Borg. Aber statt Sklaven bewirtete uns eine junge Luxemburgerin mit allerfeinster Kenntnis der Rebsorten und Weinarten. Ihr französischer Akzent gab dem Nachmittag an der Mosel zusätzlich einen Hauch von Luxus – es war schwer, wieder in den profanen Alltag von Billigtanken und Kofferschleppen zurück zu finden.

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