Etwas Wärme vor dem kalten Winter gefällig? Da kann ich abhelfen. Unter die 40 °C im Schatten (wie, Schatten?) fiel das Thermometer auf meiner Tour im Jordangraben voriges Jahr im August nur nachts und gerade so.


Ich war mit dem Auto auf der Straße am Ostufer des Toten Meeres Richtung Süden unterwegs. Kaum Verkehr, aber bei 44 Grad stellt man sich nicht auf den Parkplatz und genießt die Aussicht. Mit 44 Grad dusche ich derzeit! Allein an der (überdachten) Tankstelle den Tank füllen ist eine Übung in Hitze-Survival.

Gleisendes Licht, trostlose Gegend und ein glattes Gewässer mit einer Salzkruste am Ufer – so müsste ein unbewohnter Planet im Sonnensystem aussehen.

Meine Blog-Beiträge zu Jordanien, August 2021
Petra – zurück in eine Fantasy. Reiners.blog, 21. September 2021
Ruinen eines Imperiums. Reiners.blog, 4. Oktober 2021
Gadara – ein Abend im Theater. Reiners.blog, 25. September 2021
Und dennoch, am südlichen Auslauf des Toten Meeres, jenseits des Mineralienabbaus, gibt es Landwirtschaft, Grundwasser – und Leben. Grüne Felder, die mit Schläuchen bewässert werden, auf beiden Seiten der Straße in flimmernder Luft. Ich lerne, dass die geringere UV-Strahlung in diesen „Tiefen“ unseres Planeten – wir sind mehr als 400 Meter unter dem Meeresniveau – Landwirtschaft bevorteilt.
Ich biege am Hinweisschild zum Museum of the Lowest Place on Earth bei Gawr Al Safi von der Straße Richtung Aqaba ab und fahre auf den Parkplatz. Wie zu erwarten, war ich der einzige Besucher an diesen Vormittag. Der Museumswärter sprang aus seinem kleinen Häuschen in den Eingang des modernen Baus, um mein Eintrittsgeld zu kassieren. Kein Wunder, dass er gleich danach wieder in seinem kühlen Kabüffchen verschwand: Die Klimaanlage im Museum war ausgefallen.
Dabei gab es hoch interessante archäologische Stücke zu sehen, dazu viele Tafeln zur Frühgeschichte und den Ausgrabungen hier im Jordantal. Aber das Leben im Backofen ist nur begrenzt möglich, ich kam mir vor wie einer der sieben Jünglinge im Feuerofen – eine Geschichte des Alten Testaments – die unversehrt wieder aus der Glut auftauchten.
Apropos Altes Testament: Nur ein paar hundert Meter vom Museum entfernt, weiter oben am Felshang gibt es eine Höhle, in der Lot und seine Familie vor der Zerstörung von Sodom und Gomorrah Flucht suchten. Engel hatten ihn gewarnt.
Der tiefste Punkt der Erde, dicht an der Hölle, ist also auch der legendäre Ort jener Bestrafung von lasterhaftem Leben, als Feuer vom Himmel fiel. Für mich war das Feuer schon in der Luft, ich fuhr einige Kilometer weiter südlich aus dem Jordangraben mehr als 1500 Höhenmeter hinauf auf die Hochebene des südlichen Jordaniens. Im Gegensatz zu Lot konnte ich mich ab und an umschauen und die grandiose Sicht auf den Graben bis zum israelischen Ufer genießen. Zur Salzsäule bin ich dabei nicht erstarrt, aber es flimmerte mir vor den Augen.

Ab … übern Jordan … krasse Gegend
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