Eure Probleme möchte ich haben. Ich bin bei uns Zuhause zuständig für Energie und Wasser. Beides kommt nicht über Leitungen in unser Haus hier im Dorf, wo es das ganze Jahr heiß ist. Es muss heran getragen werden. Strom können wir uns nur zur Beleuchtung im Wohn-, Ess- und Schlafzimmer leisten, alles ein Raum. Für ein kleines Transistorradio reicht es auch noch.


Zum Wasser: Ich hole es am Brunnen im Dorf, manchmal wird es von der Regierung mit Lastwagen angefahren. Ich kann es dann aus einem Tank holen. Aber es muss abgekocht werden, immer. Ohne würden wir krank. Fast den ganzen Tag halte ich dafür ein Feuer am Brennen, draußen vor dem Haus.

Also brauche ich Holz, viel Holz. Kleine, dürre Äste am Wegesrand tun es, aber die sammeln alle. Besser sind dicke Äste, die längere Glut schaffen. Denn zum Kochen der Mahlzeiten brauche ich ebenfalls Holz. Manchmal musss ich meine Kinder los schicken.
Mein Mann ist Tagelöhner bei einer Ziegelei. Auch dort braucht man viel Holz. Ich wünschte, unser Geld würde für eine Gasflasche und einen Brenner dazu reichen. Aber ich lege jeden Monat etwas dafür zurück.

Ich selbst arbeite ab und an bei einem Bauern auf dem Reisfeld, die neue Auspflanzung braucht viele Arbeitskräfte. Die Kinder sind bis um vier Uhr in der Schule und erhalten dort eine Mahlzeit, so brauche ich tagsüber nicht zu kochen.


Im Dorf haben sie eine größere Biogas-Anlage gebaut, für mehrere Familien. Aber geht nur, wer auch Kühe hat und Kuhdung liefern kann. Denn den braucht man, um bei der Hitze in unserer Region unter der Metalltrommel Methan zu erzeugen. Das fließt dann über Leitungen in die Küchen benachbarer Häuser. Abends kann man davon gut Mahlzeiten kochen. Eine solche Anlage für jeden Haushalt, unerschwinglich. Und dazu braucht man eben auch Kühe.

Die Regierung hilft, so gut es geht. Aber ich bin schon froh, wenn wir genügend Holzvorrat am Haus liegen haben.
P.S.: Das ist die fiktive Story einer Frau in einem südindischen Dorf. Ich habe sie aus meiner langen Erfahrung mit dörflicher Entwicklungsarbeit in entlegenen Teilen Tamil Nadus geschrieben, um unsere „Sorgen“ ein wenig zu relativieren.
Coole Idee Reiner. So etwas mag ich 😉
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