Neben den Edelkarossen der Maharajas aus Rajasthan wirkte der hellblaue Käfer wie ein Volkstribun. Alle zusammen standen aufgereiht vor dem Roten Fort in Delhi.
War das einst schön, als man nahezu allein auf den Pilger- und Heeresrouten Indiens unterwegs war. Dazwischen nur die umweltfreundlichen Ochsenkarren und Fahrrad-Rikshaws. Am Horizont sah man die Rauchfahnen der Dampfloks. Eine grüne Idylle.
Zu dumm, dass eine aufstrebende Mittelschicht auch gern Auto fährt – wie bei uns. Und das der in der Hitze keuchende Fahrer auf der Rikshaw durch den stinkenden Zweitakter ersetzt wurde, der Ochsenkarren durch halsbrecherisch fahrende Lastkraftwagen – wie bei uns. Jetzt verstopfen alle zusammen die Innenstädte und hupen sich zu Tode oder liefern sich auf den neuen Fernstraßen oft tödlich endende Duelle – wie bei uns.
Statt in den Zug steigt man auch in Indien gern ins Flugzeug, hunderte neue Maschinen wurden bestellt – bei uns. Und gerade als es so richtig los geht mit Verkehr und Mobilität – zum Trekking in Sikkim oder zum Baden auf die Andamanen, wie bei uns – gehen wir wieder voran: Aus mit den Stinkern und CO2-Emittenten ab 2035. (Sind auch motorisierte Zweiräder betroffen? Offene Fragen zuhauf.)
Vielleicht erkennt Indien vor uns, welchen Schatz es im Himmel über sich hat: Sonne im Übermaß. Und wenn es den Kompromiss unserer Regierungskoalition übernähme, könnten an indischen Autobahnen bald über Tausende Kilometer Solarzellen installiert sein (vor uns).
So bleibt nur Nostalgie zurück, als der Zündschlüssel in unseren Autos und ein röhrender, getunter Motor noch als Status- und Freiheitssymbol galt. Der Mann mit Turban stolz an seinem Käfer, Bilder fürs Fotoalbum.
P.S.: Zu meinem 80sten Geburtstag (2035) gönne ich mir einen Elektroporsche, Lottogewinn ist fest eingeplant – meine K.I. weiß schon die Glückszahlen.
Full Circle 