Wenn Michael Ende eine Vorlage für sein Kinderbuch gebraucht hätte, es gäbe sie in Darjeeling, der Teestadt im indischen Himalaya. Hier fährt eine „Emma“ mit drei Wagen zwischen Darjeeling „Hauptbahnhof“ und Ghoom zweimal am Tag hin und her.

Der Lokomitivführer heißt wohl nicht Lukas (wahrscheinlich Deepen oder Lhakpa), aber er hat viele Helfer, die jeden Morgen „Emma“ in der Werkstatt fit machen, bevor sie sich von Gleis 1 auf den Weg in das 2200 Meter hoch gelegene Ghoom macht.


„Emma“ wird locker 100, daher braucht sie immer wieder Pflege von Dampfkessel und Bremsen. Aber dann fährt sie pfeifend mitten durch die Menge zum Gleis, um ihre Wagen samt Fahrgästen abzuholen.
Der Darjeeling Toy Train wurde einst gebaut, um die britische Kolonialverwaltung samt Familien von der Bahnstation Siliguri in der Ebene in die Sommerfrische des 2000 Meter hoch gelegenen Darjeelings zu bringen. Im Grunde pendelte die ganze Kolonialregierung zwischen Calcutta und Darjeeling mit den Jahreszeiten hin und her.


Für die Teilstrecke von Darjeeling bis Ghoom – im 19. Jh. der höchst gelegene Bahnhof der Welt – braucht das Bähnchen mit der Dampflok eine gute Stunde. Es fährt gemächlich, weil noch Minuten vorher Leute oder Vieh auf dem Gleis sind. Nur diese Strecke wird noch regelmäßig mit Dampflok und für Touristen bedient.

In Ghoom haben die Fahrgäste Zeit sich umzusehen, z.B. einen tibetischen Tempel zu besuchen, um dann wieder zurück nach Darjeeling zu fahren.

Inzwischen ist der Toy Train von Darjeeling UNESCO-Kulturerbe, die Strecke bis hinunter nach Siliguri wird zweimal am Tag mit kleinen Dieselloks betrieben. Vor zwei Jahrzehnten schaffte es auch „Emma“ noch, die 2000 Meter Höhenunterschied zu bewältigen – man wird halt älter. Erdrutsche behindern zudem immer wieder die Strecke und erfordern lange Schließungen.

Der Darjeeling Toy Train ist nicht der einzige seiner Art in Indien. Es gibt noch heute jene Miniaturzüge – wenngleich technische Wunderwerke, welche Fahrgäste von den großen Bahnhöfen in der Ebene in die Hillstations bringen, z.B. in den Nilgiris in Südindien oder nach Shimla im Norden.
Aber der Toy Train von Darjeeling, über den es unzählige Bildbände und Fernsehdokumentationen gibt, könnte schnurstracks aus dem Roman des Kinderbuchautors stammen. Mit „Emma“ und Lukas reisen viele Jim Knöpfe im indischen Lummerland hin und her.
Sehr schön, leider waren wir nicht in dieser Gegend. Sieht aber verlockend aus.
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Ja, eine Traumgegend: Teegärten, die 8000er vor Deiner Nase – Du musst nicht klettern, eine Tasse Tee auf der Hotelterrasse reicht 🙂 Dann auch Sikkim nicht auslassen, ein Hauch von Tibet. Beste Reisezeit Oktober November, Direktflüge ab Delhi oder Calcutta bis Siliguri.
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Noch ein paar Links zu meinen Blog-Beiträgen aus der Gegend: https://reiners.blog/2022/06/14/darjeeling-abwarten-und-tee-trinken/
https://reiners.blog/2021/02/17/singalia-trekdarjeeling-grenzwanderung/
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Schön, Danke
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