Ich fahre mit dem Auto durch die Gräberlandschaft, die sich über viele Hügel am Ostrand der Metropole Kuala Lumpur erstreckt. Die Gräber von britischen Gefallenen bei den Kämpfen im Zweiten Weltkrieg liegen am Rand des Friedhofs in Cheras. Solche Gräber sind das einzige, was in der Ukraine und in Russland derzeit neu entsteht.
Ansonsten erreichen uns Bilder von Flammen, Ruinen, Leichen, verstörte Menschen. Bilder aus einer anderen Zeit, auf einem anderen Planeten. Welche Zeitungs-App auch immer ich öffne, es gibt kein Entkommen von dem Wahnwitz in der Ukraine. Die Bilder wirken hier, in der tropischen Landschaft und der jungen und dynamischen Gesellschaft Südostasiens noch irrer.

Irgendwann muss der Friedhof einmal weitab von der Großstadt gelegen haben. Jetzt frisst die sich auf die Gräber zu oder ist, wie ein nicht zu löschender Flächenbrand, längst über sie hinweg gezogen.

Der 22-jährige Pilot der Royal Airforce, der hier begraben liegt, musste sein Leben weitab von Zuhause lassen. Er mag für eine gute Sache gestorben sein, so wird man sich das sagen.
Heute bauen die Nachfahren der Befreiten was das Zeug hält. Eine S-Bahnlinie rauscht über die Gräber hinweg.
Ich stürze mich in das Autobahngewimmel von Groß-Kuala Lumpur. Allein von hier bis zum Flughafen sind es 50 km – durch die Stadt und Vorstädte.

In der Ankunftshalle steht ein Weihnachtsbaum. Ach ja, es ist ja der erste Advent. Auch das wirkt seltsam: Friedvoll wird die Weihnachtszeit hier in Malaysia sein, wo sie ein Konsumfest aus vollem Herzen, aber ohne Inhalt ist. Im Abendland, wo Weihnachten erfunden wurde, friert man sich in den Advent, und das ist noch die angenehmste Variante.
Danke für die Eindrücke und den Denkanstoß.
LikeLike